Moorexpress, Bankfilialen, Grundschule: Antworten auf die 7 wichtigsten Fragen der Kutenholzer
Kutenholz hat etwas, das andere Gemeinden nicht haben: den Runden Tisch. Ein wichtiges Werkzeug in diesem Netzwerk der Ehrenamtlichen aus Gruppen und Vereinen ist die gemeinsame WhatsApp-Gruppe, sagt Petra Tiemann, Mitbegründerin des Runden Tischs und ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete. Die wird regelmäßig aktiviert, wenn Leute gebraucht werden, die anpacken. Nächste Woche Dienstag zum Beispiel, wenn es mit dem Aufstellen der neuen Büchertausch-Telefonzellen in Kutenholz und Essel losgeht.
Der Runde Tisch kümmert sich auch um den Neujahrsempfang, der jetzt nach einer langen Corona-Pause und mit etwas Verspätung endlich wieder über die Bühne ging – mit etwa 150 Gästen in der Festhalle, Grünkohlbüfett, viel Zeit zum Klönen, Live-Musik der Band „Ichthys“, die es seit mehr als 40 Jahren gibt und einer Linedance-Aufführung der noch keine Jahr alten Gruppe „Geestliner“. Höhepunkt des Abends: Der Talk auf dem Roten Sofa mit den Landtagsabgeordneten Corinna Lange (SPD) und Melanie Reinecke (CDU), der Kutenholzer Bürgermeisterin Sandra Lemmermann, dem Fredenbecker Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef und Landrat Kai Seefried. Sie standen den Moderatoren Rudolf Meyn und Daniel Jahnke vom Runden Tisch Rede und Antwort zu den aktuell brennendsten Fragen von Kutenholzer Bürgern, die sie schon im Vorwege eingereicht hatten.
1. Wird die Moorexpress-Strecke Bremervörde-Stade mit dem Bahnhof Mulsum reaktiviert? Und wenn ja, wann?
Eine Machbarkeitsstudie der EVB für die Strecke liegt vor und macht viel Hoffnung, sagt Corinna Lange. Von Verkehrsminister Olaf Lies wisse sie, dass die Strecke Stade-Bremervörde nun „in engen Schritten“ weitergeplant werde. Ihre Kollegen Melanie Reinecke fügte hinzu, dass im Mai ein Nachtragshaushalt beschlossen werde, in den diese Strecke hineinrutschen soll, der zweite Abschnitt nach Osterholz-Scharmbeck werde erst später folgen. Sandra Lemmermann und Kai Seefried betonten, dass alle sich gemeinsam dafür einsetzen müssen, dass die Bahn dann auch in Mulsum und Essel hält. Dass 110.000 Euro in den Esseler Bahnhof investiert werden, sei schon beschlossen, sagte Matthias Hartlef.
2. Wie geht es weiter mit der Grundschule Mulsum-Kutenholz?
Die Ausstattung ist veraltet, es gibt keine Mensa und es mangelt an Fachräumen und zunehmend an Fachkräften: So schilderte Moderator Rudolf Meyn die aktuelle Situation und fragte, wie es erst werden soll, wenn ab 2026 der Ganztagsanspruch kommt?
Matthias Hartlef geht davon aus, dass es in absehbarer Zeit eine neue Grundschule auf dem Gebiet der Gemeinde Kutenholz geben wird. Mit der Landesschulbehörde gebe es dazu bereits positive Gespräche. Ob an ein oder zwei Standorten ausgebaut werden soll, diskutieren die Politiker im Schulausschuss am 4. Mai und am 19. Juni. Was den Fachkräftemangel angeht, sei die Situation nicht nur in Kutenholz schwierig, sagte Corinna Lange. Heutzutage gehe es nicht nur um Lehrkräfte, sondern um multiprofessionelle Teams.
Doch auch dort herrsche Mangel. Melanie Reinecke sieht Hessen als Vorbild, das den Zugang zum Schuldienst für Quereinsteiger bereits vereinfacht hat. Allein im Landkreis Stade seien für den Ausbau der Ganztagsschulen Investitionen von 198 Millionen Euro nötig, sagte Kai Seefried. Keiner der Anwesenden hielt eine Einführung ab 2026 für zeitlich realistisch. Das müsse klar nach Berlin kommuniziert werden, sagte Corinna Lange.
3. Weshalb dauert es mit der Genehmigung für das Neubaugebiet Beim Holbeckskamp so lange?
Der Rat Kutenholz hat den Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet bereits gefasst. Doch eine Baumgruppe und eine Wallhecke stehen der Genehmigung durch den Landkreis entgegen – und das Naturschutzgesetz, erklärte Kai Seefried. „Wir müssen versuchen, das zu erhalten und in den B-Plan zu integrieren“, so der Landrat.
4. Warum dauern Bauvoranfragen beim Landkreis immer mindestens fünf Monate, auch und besonders, wenn eine Kommune anfragt?
„Wir sind auf dem Weg der Beschleunigung“, sagte Landrat Kai Seefried etwas verlegen. Der Landkreis Stade sei der erste in Niedersachsen, der jetzt ein rein digitales Antragsverfahren habe. Dadurch kämen die Abläufe in Fluss, die Geschwindigkeit habe sich dadurch bereits deutlich erhöht.
5. Können wir die Straßenlaternen nachts individuell nach Bedarf über eine Handy-App schalten, um Strom zu sparen?
Nein, sagt Samtgemeindebürgermeister Matthias Hartlef. Das Beispiel Oederquart zeige, dass die Handy-App für eine Gemeinde mit nur drei Beleuchtungskreisen ein interessanter, aber auch amateurhafter Versuch sei und sich nicht für eine größere Gemeinde eigne. In Kutenholz sollen bald 820.000 Euro in neue, energiesparendere Straßenlampen investiert werden. Um zu sparen, wurde kurz überlegt, die Schaltzeiten zu reduzieren, doch dann hätte das Projekt nicht mehr die Fördervoraussetzungen erfüllt.
6. Können die Schilder zusätzlich auch plattdeutsche Ortnamen bekommen?
Ja. Verkehrsbehördlich ist es kein Problem, die Kosten sind tragbar und der Verein „De Plattdüütschen“ bringt obendrein gerade ein Förderprogramm dafür auf den Weg.
7. Bleiben die Filialen der Kreissparkasse in Mulsum und Kutenholz erhalten?
Ja, sagte Kai Seefried als Verwaltungsratsvorsitzender. Es gebe keine Pläne, sie zu schließen. Grundsätzlich lege die Kreissparkasse Wert auf Erhalt des Filialnetzes. Kopfschmerzen bereitet die aktuelle Welle von Geldautomatensprengungen. Die seien hochgefährlich, auch für die Nachbarschaft. Die Sicherheit soll erhöht werden, was aber einen extrem hohen Aufwand erfordere.
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